Frankfurt - Wann Milica und Matthias Scheiber kündigten an, ein zweites Restaurant zu eröffnen, nachdem sie ihr erstes eröffnet hatten Weinsinn zu einem großen Erfolg wurde, waren die Erwartungen natürlich hoch. Obwohl bistronomische Konzepte in Deutschland noch recht selten sind, haben die Scheibers ihren Weinsinn nicht einfach geklont, sondern sich für ein Familienkonzept entschieden, wobei der jüngere Bruder Gustav fortschrittlicher im Design und bodenständiger in seiner eindeutig regionalen Philosophie.
Einstellung von jungen Jochim Busch der mehrere Jahre mit Andreas Krolik zusammengearbeitet hat (gerade mit 2 Sternen bei Lafleur) erweist sich als mehr als ein Glückstreffer. Wie André 'Ritchi' Rickert Bei Weinsinn hat Busch eine ganz eigene Persönlichkeit, die in kürzester Zeit einen eigenen Stil entwickelt hat (deutlich emanzipiert von den modernen Klassikern von Krolik): seine Küche ist regional und verwendet die besten Produkte aus der Region, aber viel weniger "intellektuell" und avantgardistisch als die Küche von Matthias Schmidt in der Villa Merton. Sie ist ausgefeilter, weniger puristisch und mehr auf die Nähe zum Kunden ausgerichtet. Im Grunde versucht Busch, mit all den manchmal vielen Elementen auf seinen Tellern mit Geschmack in einem sehr passenden Gesamtrahmen zu beeindrucken. Es handelt sich hier eindeutig um eines der ersten durchgängig durchdachten Konzepte in der deutschen Gastronomie (na ja, nicht zu vergessen Nobelhart & Schmutzig in Berlin) - es passt alles, von der zeitgenössisch-modernen Inneneinrichtung, die von Milica Scheiber zusammengestellt wurde (teilweise inspiriert von Sans Cravate, wo einige der Statuen herkommen), über einen tadellosen und sehr persönlichen Service bis hin zu einer unprätentiösen Weinkarte, die von der Sommelière Ulrike Schneider kuratiert wurde.
Das Konzept der Speisekarte ist einfach (und ähnelt im Prinzip dem des älteren Bruders) - es gibt zwei Auswahlmöglichkeiten für Vorspeisen, Zwischen- und Hauptgerichte sowie ein Dessert, wobei der Gast ein 3-5-Gänge-Menü zu sehr günstigen Preisen (57, 68 bzw. 79 Euro) wählen kann. Zum Mittagessen gibt es ein kleineres Angebot für 2 oder 3 Gänge zu 29 und 39 Euro, wobei die Gerichte etwas einfacher, aber nicht unbedingt von geringerer Qualität sind.
Lassen wir die Teller für sich sprechen - Essen bei Gustav ist ein reines Vergnügen und die Gerichte erweisen sich einerseits als enorm intuitiv und andererseits als komplex. Busch schafft es, mit einigen kulinarischen Erinnerungen zu spielen, reichert das Bild aber immer wieder mit neuen und ungewohnten Noten an. Am Ende ist es einfach nur lecker...
In meinem letzten Menü haben mich vor allem der Stör und die Topinamburgerichte restlos begeistert, und das Kürbisdessert war einer der besten süßen Abschlüsse des Jahres. Also, gehen Sie hin und lassen Sie es sich schmecken - und planen Sie rechtzeitig, da die Tische, vor allem am Wochenende, sehr begehrt sind. Gratulation an die Scheibers, die so mutig sind, einem anderen jungen Koch eine Bühne zu bieten, der nach noch höheren Lorbeeren greifen kann als dem gerade erst errungenen ersten Michelin-Stern.
Insgesamt ein Ort, an dem es einfach Spaß macht, auf hohem Niveau zu speisen.
Restaurant Weinsinn / Weinbar
Reuterweg 57
60323 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0)69 7474 5252
Web: http://www.restaurant-gustav.de
Post: kontakt@restaurant-gustav.de
Die Öffnungszeiten:
–
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
Sonntag
–
12:00
12:00
12:00
12:00
–
–
–
18:30
18:30
18:30
18:30
18:30
–
Schreibe einen Kommentar